Natürlich hatten wir uns einen schönen Abschluss der Landesliga 2012 gewünscht, aber dass es so kommen würde... Gleich der Montag
zeigte Potential, zumindest im äußersten Norden: Dieter Immler
(Flensburg), der bis zum Sonntag 57 Flüge über 50 km im OLC meldete,
durchmaß mit seiner DG 800B 1 ¾ Mal Schleswig-Holstein von Ost nach
West: Beim ersten Mal bis Dagebüll, beim zweiten Mal bis kurz hinter
Leck. 192 km erbrachten 174 Punkte.
Der Samstag
Unter
der Woche ging bei durchwachsenem, oft reichlich dunklem und windigen
Wetter nichts mehr, das Wochenende sollte aber freundlich werden. Am Samstag
morgen konnte man ausschlafen, es war trostlos und goss in Strömen bis
mittags. Um 13:35 Ortszeit traute sich als erster wieder Dieter Immler
in die Luft. Zunächst ging es in Baumwipfelhöhe in die Gegend von
Schleswig, dann mit besser werdendem Wetter nach Nordwesten über die
dänische Grenze nach Tønder und als Jojo wieder zurück in den Südosten.
Nahezu
punktgleich zu seinem Flug am Montag konnte Dieter damit Karl-Heinz
Boller-Rocholl und Dag Pauschardt (beide Aukrug) im Duo deutlich auf
Distanz halten. „Kalli“ und Dag waren eine Stunde nach Dieter gestartet
und machten noch einen 124-km-Genuss- und Fotoflug von Aukrug über
Neumünster nach Kropp und zurück: „Was für eine Traumsicht in der tollen
Rückseite! :-) So macht der Herbst Spaß.“
Dag
stellte uns freundlicherweise einige Fotos von seinem Flug für unseren
Wochenbericht zur Verfügung. Sein Kommentar dazu: „Insgesamt waren bis
auf Ausnahmen die Steigwerte etwas gebremst, vermutlich durch den
teilweise ergiebigen Regen bis in den Vormittag hinein. Die Wolken sahen
teilweise vielversprechender aus.”
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Zwischen Nortorf und Rendsburg Richtung SW (Elbmündung)
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Wolkenstraße über Rendsburg Richtung NW
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Nübbel mit Nord-Ostsee-Kanal/Eider Richtung SW
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Flugplatz Hohn Richtung Westen
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Blick
Richtung Eckernförder Bucht und Wittensee, links am Horizont die
Strände der dänischen Inseln, ganz rechts der Nord-Ostsee-Kanal
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Über Aukrug Richtung Norden, die Wolkenstraßen standen fast bis Sonnuntergang
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Über
Aukrug Richtung SW (Elbmündung) mit Nordseeschauern, die dort den
ganzen Tag aktiv waren, uns durch den NW-Wind aber nicht erreichten
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(alle Bilder vom Samstag: Dag Pauschardt)
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Der Sonntag, letzter Tag der Landesliga
Tja, und dann das Finale am Sonntag
- dass es in TopMeteo-Dunkelrosa Ende September noch einmal 20
Wertungsflüge und drei 400er gibt, war zwar zu erhoffen aber nicht zu
erwarten!
Das
Ergebnis des Tages könnte auch als Saison-Zusammenfassung dienen -
Ullrich Schwarz aus Wahlstedt hatte mal wieder den besten Riecher und
flog taktisch geschickt exakt sechs Schenkel. St. Michel, Lübeck,
Aukrug, Lübeck, Rendsburg ergaben letztlich 480 km mit 101 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit. Sein Kommentar: „Ein Wolkenstraßengeschenk
spät im September und am letzten Wertungstag unserer Landesliga! 240 Km
Gleitflug mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 136 Km/h.“
Hinter
Ullrich folgte ebenfalls wie so oft der personalstarke Lübecker Block.
Andreas Redlin startete sogar 10 Minuten vor Ullrich und spannte
zwischen Schwerin und Aukrug 434 km auf. Sein Kommentar liest sich
auszugsweise ganz ähnlich: „Was fuer ein Saisonabschluss.... mau los
aber dann der Hammer - 200 km ohne Kreis - einfach nur geil [...]“
Auch
Nadine Sevegnani und Eckhard Schwartz hatten sich Schwerin und Aukrug
als Wendepunkte ausgesucht. Nadines Kommentar nach 419 km (Platz drei)
erreichte uns per Mail: „Wolkenstraßen, einfach nur geradeaus fliegen,
kalte Füße, gute Sicht.... das hat nochmal richtig gefetzt ;-)“ Eckhard
Schwartz reichten 377 km zu Platz vier in der Wochenwertung.
Eine
ungewöhnliche aber sicherlich schöne Route mit hohem Sightseeingfaktor
wählten Christian Bielenberg und Vater Ingo (Wahlstedt): Nach der ersten
Wende in Hohenlockstedt zog es sie offenbar zu den Fliegerkameraden
nach Grube und anschließend nach einer Wende in Neumünster nochmals in
die Nähe von Scharbeutz an die Ostsee (ca. 295 km). Christian im Discus
erreichte damit Platz fünf, Ingo im 18m-Ventus musste sich aufgrund des
höheren Index’ mit Platz acht zufrieden geben.
Zwischen
die Bielenbergs schoben sich ebenfalls zwei Teamflieger: Marc Duysen
(LS-1d) und Andreas Diebel (ASW 15) flogen von Flensburg aus mit Wenden
bei Tønder, über der Flensburger Förde, bei Leck und schließlich bei
Schleswig - 267 bzw. 261 km waren das Ergebnis.
Zahlreiche
weitere Piloten aus Grube, Flensburg, Lübeck, Kropp, Aukrug und
Rendsburg sorgten für einen rundum erfolgreichen Tag. Den
zweitschnellsten Schnitt des Tages von über 96 km/h flog übrigens Junior
Anton Kirchner (Neumünster) mit einem Astir CS! Bei seinem 90-km-Flug
reichten im Wesentlichen drei Kreise unterwegs.
Allein
die Grambeker gingen am Sonntag leer aus. Jörg Arnold schrieb zur
Erklärung: „Von unserem Waldflugzeugträger aus war diese
Wettererscheinung im Norden weder zu erahnen noch von den vereinzelt
oben gebliebenen gemeldet worden, es lief breit und man kam nicht weg.“
Andreas Diebel schickte uns zu seinem Flug am Sonntag vier Bilder, die wir Euch nicht vorenthalten wollen:
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Flensburger Außenförde mit Holnis Spitze
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Flensburger Innenförde unter einer schönen Wolkenstraße
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Teamflug mit Marc Duysen D-0787 (XN)
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Nach einem unerwartet schönen Tag geht (eine Stunde vor der Landung) Richtung Westen nichts mehr
(alle Bilder vom Sonntag: Andreas Diebel)
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Zu den Tabellen
Weil sowohl Segeberg als auch Flensburg punkteten, blieb die Jugendvereinswertung
unverändert. Gewinner der Landesliga werden die Junioren der Grambeker
Heide. Die neun Jugendlichen von Grambek waren bei gutem Wetter fast
immer aktiv und dabei oft ganz vorne mit dabei. Intensiv nutzten die
Grambeker auch die Möglichkeiten, bei Wettbewerben und Fliegerlagern
Landesligapunkte zu scheffeln. Der zweite Platz geht knapp dahinter an
Condor, die aus ihrer ungünstigen geografischen Lage Erstaunliches
herausholten. Von Condor haben sogar elf Jugendliche teilgenommen. Mit
deutlichem Abstand dahinter belegt Aukrug Platz drei. Flensburg (Platz
fünf) bleibt knapp hinter Segeberg (Platz vier), Neumünster (Platz
sieben) knapp hinter den sechstplatzierten Lübeckern und Dithmarschen
und Uetersen teilen sich auch am Schluss punktgleich Platz acht. Wieder
mit deutlichem Abstand folgen die letzten vier der Tabelle: Leck, Kropp,
Kiel und Pinneberg haben an der Junioren-Landesliga jeweils nur mit
einem oder wenigen Flügen teilgenommen.
Mit 4x Grambek und 3x Condor in den Top-10 zeigt auch die Junioreneinzelwertung,
welche Vereine über die streckenflugaktivsten Jugendgruppen verfügen.
Gewinner wird das frisch gebackene Mitglied der
Junioren-Nationalmannschaft Thilo Scheffler (Condor) ganz knapp vor Axel
Looft (Grambek). Mit etwas Abstand folgt auf Platz drei Florian Voss
(Grambek), der seinen Platz wiederum ganz knapp gegen Piet-Ansgar
Scheffler (Condor) verteidigen konnte. Platz fünf belegt Steffen Looft
(Grambek), um die 100 Punkte erreichen Marc Duysen (Flensburg), Jan Erik
Jensen (Condor) und Florian Peter (Grambek) auf den Plätzen sechs bis
acht. Die Top-10 vervollständigen schließlich Markus Lentin (Aukrug) und
Georg Serfling (Lübeck).
Durch eine starke Endphase gewinnt Lübeck schließlich überraschend deutlich die Seniorenvereinswertung.
Oft reichte es nicht zum Wochensieg, aber die Lübecker waren an
praktisch jedem fliegbaren Tag aktiv und fast immer gleich mit mehreren
Piloten vorne dabei. Die 35 lübschen Pilotinnen und Piloten erflogen in
Deutschland über 54.000 km. Segeberg lag den größten Teil der Saison in
der Landesliga auf Platz eins, erst im Schlussspurt gaben sie sich
geschlagen. Wesentlich häufiger als Lübeck stellten die Segeberger den
Wochensieger, einen wesentlichen Unterschied machte letztlich wohl die
Personaldecke: In einigen Wochen fehlte Segeberg für die Vereinswertung
der zweite gute Flug. Insgesamt flog Segeberg für die Landesliga mit 22
Piloten und 114 Flügen ca. 36.400 km. Wie effizient Segeberg war, machen
die drittplatzierten Grambeker deutlich: Die Grambeker flogen mit 25
Piloten in 177 Flügen ca. 41.800 km deutlich weiter als die Segeberger
und waren auch oft ganz oben auf dem Treppchen, setzten aber in einigen
Wochen ganz aus, vor allem am Ende der Saison.
Condor
und Kropp liegen mit jeweils 16 Piloten am Ende der Landesliga ganz
knapp beisammen auf Platz vier und fünf. Condor profitierte vor allem
von den wahnsinnig engagierten Jugendlichen (s.o.), Kropp von einem
höchst erfolgreichen Fliegerlager (wir berichteten). Auch hier fällt
auf, dass Kropp deutlich weiter (ca. 35.800 km) unterwegs war als Condor
(ca. 27.900 km), Condor flog also offenbar in den punktemäßig
ergiebigeren Wochen. Flensburg flog ebenfalls mit 16 Piloten, mit 151
Flügen aber deutlich häufiger als Kropp (108) und Condor (130) - das
kann man vermutlich mit dem „Dieter-Faktor“ erklären. Insgesamt wurden
ca. 23.300 km und Platz sechs in der Landesliga erreicht.
Recht
nah beisammen liegen Aukrug,Neumünster und Dithmarschen auf Platz
sieben bis neun. Aukrug zeigt mit 23 Piloten, dass sich die drei
personalschwächeren Vereine auf den Plätzen vor ihnen in der nächsten
Saison warm anziehen müssen. Neumünster und Dithmarschen schlagen sich
mit lediglich 14 Piloten und nur 64 bzw. 56 Flügen erstaunlich gut.
Neumünster könnte dank großer Schülerzahl ebenfalls in den nächsten
Jahren noch weiter nach vorne kommen. Pinneberg flog mit 13 Piloten ca.
15.900 km und damit insgesamt sogar weiter als Neumünster und
Dithmarschen, muss sich aber mit Platz zehn zufrieden geben.
LSV
Kiel (7 Piloten, 5.300 km, Platz elf), Leck (10 Piloten, 2.800 km,
Platz 14) und Uetersen (6 Piloten, 2.100 km, Platz 15) bilden quasi eine
eigene Liga, Ikarus (Platz 12), Husum (Platz 13) und die Akaflieg Kiel
(Platz 16) profitierten im Wesentlichen von Einzelleistungen, hier
müssen sich erst noch Streckenflugteams bilden.
Der erste Platz der Senioreneinzelwertung
ist mehr als eindeutig: Mit fast 90 Punkten Vorsprung gewinnt Ullrich
Schwarz (Segeberg), mit dem praktisch immer zu rechnen war (fast 30
Flüge, 1x 800er, 2x 700er, 4x600er) und der oft den Wochensieger
stellte. An Ulli konnte man ablesen, wie viel mit hervorragendem Timing
und einer optimale Routenwahl wirklich aus einem Tag herauszuholen war.
Gelegentlich blitzte auch Regeltaktik hervor, um die letzten Punkte aus
den Flügen herauszukitzeln. Platz zwei belegt Altmeister Hans-Werner
Grosse (Lübeck, 21 Flüge, 1x 700er, 5x 600er), der aufgrund technischer
Probleme relativ spät in die Landesliga startete und das Feld dann
unerbittlich von hinten aufrollte. Die Qualitäten von Mensch und
Material sind bei Hans-Werner ja bekannt.
Platz
drei und neun trennen gerade einmal 13 Punkte - hier hätte es noch bis
zum Schluss gewaltige Verschiebungen geben können. Auf den nächsten
Rängen folgen aber zunächst drei Piloten, die in den letzten Wochen die
Zügel schleifen ließen: Christoph Schwarz (Segeberg), Jörg Arnold und
Junior Axel Looft (beide Grambek) stellten alle mit dem 13. August die
Arbeit ein - schade, da wäre noch mehr drin gewesen! Verfolger Hendrik
Geilsdorf (Neumünster) flog beispielsweise am 27. August noch seinen
zweitbesten Flug der Saison (716 Punkte) und teilt sich dadurch
schließlich mit Axel Looft Platz fünf. Bemerkenswert ist, dass Hendrik
dies mit lediglich zehn Flügen in der Saison erreichte! Axel Looft
beispielsweise flog fast 30 Flüge, diese aber terminlich geballt, das
war für die Landesliga natürlich weniger effizient. Erwähnenswert ist
noch Christophs enorme durchschnittliche Flugdistanz: Lediglich 14 Flüge
erbrachten 3x 700er und 3x 600er.
Einen
fantastischen siebten Rang erreicht Newcomerin Nadine Sevegnani
(Lübeck) in ihrer zweiten Streckenflugsaison. Nadine flog fast so oft
wie Ulli und war auch unter der Woche nie zu bremsen - der enorme
Einsatz zahlte sich letztlich voll aus. Alwin Kroh (Flensburg) erreichte
mit 20 Flügen Platz acht. Auch Alwin hätte evtl. noch eine bessere
Platzierung erreichen können, er absolvierte seinen letzten großen Flug
bereits am 17. August. Platz neun ging an den fast unermüdlichen Junior
Thilo Scheffler (Condor), der über 30 Mal startete, aber schließlich den
September ausließ. Platz zehn konnte mit lediglich zwölf Flügen Eckhard
Schwartz (Lübeck) erreichen, der oft in der Saison bei langen Strecken
auch auf dem hinteren Platz im Duo zu finden war.
Wir
hoffen, dass wir uns alle zum Schleswig-Holsteinischen Segelfliegertag
am 27.1.2013 in Bad Bramstedt wiedersehen! Dort werden wir dann evtl.
noch eine ausführliche Analyse der Landesliga 2012 präsentieren.
Bis dahin letzte schöne Flüge und dann gute Winterarbeit!
Florian, Nadine und Winfried (v.l.n.r.).